Architektur und Kunst am Bau

Architekt Angonese hat es verstanden mit den Elementen der Tradition zu spielen und lokale Formen, Farben und Materialien neu zu interpretieren. Sein besonderer Blick galt dabei der Wahrung der Privatsphäre der beiden unabhängigen Villen mit ihren Pools und gleichzeitig der harmonischen Kommunikation mit der wunderbaren Landschaft, die sie umgibt.

Angonese hat durch die Anordnung von Fenster und Öffnungen Perspektiven geschaffen, die an sich einer künstlerischen Intervention gleichkommen.

Sein kongenialer Partner bei diesem Spiel mit Farbe und Form war der Künstler Manfred Alois Mayr, der für die beiden Villen ein einzigartiges Farbkonzept entworfen hat, das der Villa Baronessa ihren unverwechselbaren Charakter verleiht.

Das Oxidrot der steilen Felswände des Mendelgebirges gibt dem Verputz einen Hauch von andalusischer Sonne, Kalkweiß, Schwefelgelb und Rebschwarz gemahnen an den ortstypischen Weinbau und edles Ultramarinblau und Gold zeugen von der adeligen Abstammung und extravaganten Vergangenheit des Ensembles.

Das Ergebnis ihres Zusammenspiels, eingebettet in eine liebliche Landschaft und umgeben von prächtigen Ansitzen, Weinhöfen und Sakralbauten, ist ein kleiner Garten Eden, der sagen lässt: „Hier will ich sein, hier will ich bleiben.“

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Walter Angonese

Der Kalterer Architekt Walter Angonese setzte insbesondere durch seine Weinarchitektur Akzente, die er z.B. für die Kellerei Josef Hofstätter in Tramin und für die Kellerei Manincor in Kaltern verwirklichte. Zu seinen Projekten zählen auch architektonische Adaptierungen bedeutender historischer Bauwerke, etwa das Schloss Tirol und die Festung Kufstein. Leitmotive sind hierbei immer der orts- und kulturbezogene Gestaltungsprozess und das Weiterbauen am Bestand. Angonese ist ordentlicher Professor an der Accademia di architettura der Università della Svizzera italiana in Mendrisio.

Walter Angonese zur Villa Baronessa

dazustellen oder weiterbauen? eine immer wiederkehrende frage! wir haben uns für ein weiterbauen entschieden, ein weiterbauen an der villa von walter pinzer für die baronesse weihrauch di pauli aus den fünfziger jahren des vorigen jahrhunderts. als südlichen abschluss zum früher beachtlichen privatpark des stattlichen palais weihrauch di pauli übernahmen wir den bestand und führten diesen in das 21. jahrhundert. gegen osten eine erweiterung der villa, welche formen und themen dieser übernimmt, angebaut an diese erweiterung ein kleines gebäude, das wir immer liebevoll „teehaus“ nannten. dieser kleine pavillionähnliche bau will referenzen zu japanischen beispielen nicht leugnen und doch versucht er, mit formen unserer landschaft und seiner wohnkultur zu agieren. der runde balkon am haupthaus spielt mit dem gewölbten bestand im westen und interpretiert das küchengewölbe neu, ein verbindender patio gewährleistet den konzeptionellen ansatz an das weiterbauen und nicht das dazustellen, das „teehaus“ als selbständiges kleines gebäude mit seinem vollwalmdach reinterpretiert das ortstypische mönch- und nonnedach in einer zeitgenössischen art. protagonist des ganzen bleibt aber die landschaft, die ausblicke über die weinberge zum kalterer see, der blick in die dolomiten oder auf das mendelgebirge.

Manfred Alois Mayr

Der Künstler Manfred Alois Mayr geht in Resonanz mit dem Wesen eines Ortes und übersetzt es in Farbe. Gleich einem Alchimisten verwandelt er die Essenz eines Ortes in Farbschwingung. Seine chromatischen Konzepte – im Weingut Manincor, an der Universität Bozen, im Museum Vorarlberg, um nur einige zu nennen – haben eine eindringliche Wirkung auf den Betrachter. Die Geschichte(n) und der kulturelle Kontext des Ortes seiner Interventionen leiten Mayr bei der Wahl der Pigmente und Techniken und im Vordergrund steht nicht der künstlerische Akt ansich, sondern die Identität eines Ortes, die durch Farbe erfahrbar wird.

Hommage auf den Künstler

In der Villa Baronessa stellt Manfred Alois Mayr die Bewohner/innen oder Gäste nicht „vor“ sondern mitten „in“ die Farbe. Dabei wird die Farbe nicht im Sinne von Design oder Dekor eingesetzt, sondern in einem vielschichtigen Zusammenhang mit Form und Inhalt des Bauwerks und dessen Umgebung als sozialer, geschichtlicher und geographischer Erfahrungsraum erfasst und konstruiert: Kalkweiß, Oxidrot, Ultramarinblau, Rebschwarz bräunlich, Schwefelgelb, Gold, Seidenmatt und Hochglanz – das sind die verwendeten Farben und Erscheinungsbilder in der Villa Baronessa.

– Marion Piffer Damiani, Präsidentin Stiftung Museion Bozen