Architektur und Kunst am Bau

Der Architekt Walter Angonese und der Künstler Manfred Alois Mayr sind ein kongeniales Duo.

Angonese versteht es, den Kern und Charakter alter Bauten behutsam durch Weiterbauen in die Gegenwart zu führen, er versteht es außerdem Neubauten zu schaffen, bei denen mit Elementen der Tradition, landestypischen Formen und lokalen Materialien gespielt wird.

Manfred Alois Mayr gelingt es, die Architektur durch Farbe zu einer einzigartigen Gesamtkomposition zu steigern. Er durchschreitet den Ort und die Baustelle mehrfach, saugt sie in sich auf und sucht wie ein Wünschelgänger nach dem Impuls, um seine Farbintervention zu setzen.

Das Ergebnis ihres Zusammenspiels, eingebettet in eine liebliche Landschaft und umgeben von prächtigen Ansitzen, Weinhöfen und Sakralbauten, ist ein kleiner Garten Eden, der sagen lässt: „Hier will ich sein, hier will ich bleiben.“

Walter Angonese

 

mit den Mitarbeitern Kathrin Schiefer und Thomas Tschoell (Inneneinrichtung und Bauleitung)

 

 

 

Walter Angonese zur Villa Baronessa

dazustellen oder weiterbauen? eine immer wiederkehrende frage! wir haben uns für ein weiterbauen entschieden, ein weiterbauen an der villa von walter pinzer für die baronesse weihrauch di pauli aus den fünfziger jahren des vorigen jahrhunderts. als südlichen abschluss zum früher beachtlichen privatpark des stattlichen palais weihrauch di pauli übernahmen wir den bestand und führten diesen in das 21. jahrhundert. gegen osten eine erweiterung der villa, welche formen und themen dieser übernimmt, angebaut an diese erweiterung ein kleines gebäude, das wir immer liebevoll „teehaus“ nannten. dieser kleine pavillionähnliche bau will referenzen zu japanischen beispielen nicht leugnen und doch versucht er, mit formen unserer landschaft und seiner wohnkultur zu agieren. der runde balkon am haupthaus spielt mit dem gewölbten bestand im westen und interpretiert das küchengewölbe neu, ein verbindender patio gewährleistet den konzeptionellen ansatz an das weiterbauen und nicht das dazustellen, das „teehaus“ als selbständiges kleines gebäude mit seinem vollwalmdach reinterpretiert das ortstypische mönch- und nonnedach in einer zeitgenössischen art. protagonist des ganzen bleibt aber die landschaft, die ausblicke über die weinberge zum kalterer see, der blick in die dolomiten oder auf das mendelgebirge.

Manfred Alois Mayr

Die künstlerische Arbeit von Manfred Alois Mayr charakterisiert eine langjährige Erfahrung in der Untersuchung ortspezifischer Gegebenheiten. Die Auseinandersetzung mit dem Raum spielt eine zentrale Rolle, weniger in seinen konstruktiven Aspekten als vielmehr im Sinne einer forschenden Raumanthropologie - von der Präsenz des Menschen im Raum her. Der Raum und sein Inventar, die Vergegenwärtigung der sich darin abspielenden Handlungen, Geschichten und Erinnerungen stehen im Zentrum der Untersuchung. Die Herangehensweise bei Kunst-am-Bau-Projekten gestaltet sich bei Manfred Alois Mayr nicht als unabhängige applikative Form, sondern entspringt unmittelbar aus dem architektonischen Gebilde als räumlichem und gesellschaftlichem Gesamtgefüge.

Hommage auf den Künstler

In der Villa Baronessa stellt Manfred Alois Mayr die Bewohner/innen oder Gäste nicht „vor“ sondern mitten „in“ die Farbe. Dabei wird die Farbe nicht im Sinne von Design oder Dekor eingesetzt, sondern in einem vielschichtigen Zusammenhang mit Form und Inhalt des Bauwerks und dessen Umgebung als sozialer, geschichtlicher und geographischer Erfahrungsraum erfasst und konstruiert: Kalkweiß, Oxidrot, Ultramarinblau, Rebschwarz bräunlich, Schwefelgelb, Gold, Seidenmatt und Hochglanz – das sind die verwendeten Farben und Erscheinungsbilder in der Villa Baronessa.

– Marion Piffer Damiani, Präsidentin Stiftung Museion Bozen